Morgenstund hat Gold im Mund

03:30 Uhr – Zeit zum Schlafengehen… oder schon zum Aufstehen? Heute stand die Sonnenaufgangswanderung von unserem Club NÖ auf den Gratlspitz am Programm. Ausgerüstet mit Stirnlampe und Wanderequipment starteten wir um 4 Uhr ambitioniert unsere Wanderung. Im Gänsemarsch folgten wir dem steilen Weg, was mich eher an einen Laternenumzug als eine Wanderung erinnerte. In der sternenklaren Nacht versuchten sich einige in der Bestimmung von Sternbildern, andere wiederum tauschten ihr gesammeltes Wissen von den Seminaren aus. Der Blick über das verschlafene Alpbach war schon einmal das frühe Aufstehen wert. Nach und nach setzte die Morgendämmerung ein und am Himmel zeichnete sich eine orange-rote Linie ab. Da wir schneller am Gipfel angekommen sind als erwartet, hatten wir noch ca. eine halbe Stunde Wartezeit für den Sonnenaufgang. Trotz Wechseln der verschwitzten Kleidung war uns allen aufgrund des Windes total kalt und wir bildeten eine Traube um uns gegenseitig zu wärmen. Ich kam mir vor wie ein Pinguin. Kurz vor Sonnenaufgang gesellte sich noch der Club Steiermark zu uns und gemeinsam genossen wir das lang ersehnte Auftauchen der Sonne. Die meisten versuchten dieses Schauspiel mit Fotos oder Videos festzuhalten. Obwohl ich schon komplett durchgefroren war, wollte ich es mir nicht nehmen lassen bei diversen Gruppenfotos dabei zu sein. Wann hat man denn wieder solch eine Gelegenheit?

Für den Abstieg wählten manche eine etwas längere, dafür weniger steile Route. Dabei kamen wir bei der Bischoferalm vorbei, zu der ich unbedingt nochmal wandern möchte, aber zu einer christlicheren Uhrzeit. Wieder in Alpbach angekommen, verlangte ich unverzüglich nach 3 Dingen – Frühstück, Dusche und Bett. Im weiteren Verlauf des Tages besuchten die meisten von uns Vorträge der heute eröffneten Hochschulgespräche oder legten ein weiteres Nickerchen ein. Ich entschied mich für das Diskussionsforum „Universitäten im postfaktischen Zeitalter“ wobei die Rolle der Universitäten als „Säulen der Wissensgesellschaft“ behandelt wurde. Dank Hinweis eines Freundes wurde ich auf ein kurzfristig geplantes Gespräch mit dem Ökonomen Jeffrey Sachs aufmerksam. Auf die Push-Benachrichtigungen der empfohlenen App des EFA kann man sich nicht immer verlassen. Das Zusammentreffen mit Jeff Sachs war eine Bereicherung für mich, da seine Ideologie und Anliegen größtenteils meine eigene Weltanschauung widerspiegelt sowie die Lehren in meinem Masterstudium. Einerseits erschien es mir als absurd die Herausforderungen des 21. Jahrhunderts zu thematisieren mitten auf einer Wiese unter dem Baum der Erkenntnis in einem kleinen Dorf in Österreich fern von den kritischen Hot Spots. Andererseits war das Auseinandersetzen mit internationalen Problemen in einer gleichgesinnten Runde so inspirierend und man hatte das Bedürfnis noch heute damit zu beginnen, die Ratschläge in die Tat umzusetzen.

Die BMVIT Stipendiaten hatten ein separates Treffen und kamen in den Genuss eines Angebotes an Speis und Trank unter dem Motto „Patente Cocktails“. So manch anderer unseres Clubs lauschte jüdischen Liedern und Geschichten. Für mich endete der Tag, angesichts des frühen Erwachens, beizeiten im Bett. Andere hatten noch mehr Energie und ließen sich die Blockchain Party des Club Oberösterreich nicht entgehen.

von Verena Kamtner