Salamanderbahn und Schneeballschlachten im Sommer: Das sind meine ersten Kindheitserinnerungen an das Schneeberggebiet. Umso schöner ist es, zum ersten Mal seit Jahren wieder in der Region zu sein und von hier aus das Forum Alpbach mitzuverfolgen. Unser zweiter Tag in Puchberg stand – jedenfalls für mich – ganz im Zeichen von Grundrechten im Umfeld von Digitalisierung und künstlicher Intelligenz.
„Our Fundamentals – Where are they in the Digital World?“ lautete der Titel der ersten Veranstaltung, die vom Club Alpbach Niederösterreich organisiert, und von Puchberg am Schneeberg in die Welt gestreamt wurde. Generalsekretär Andreas Brandstätter sprach mit Peter Purgathofer, Professor am Institute of Visual Computing and Human-Centered Technology, über die für ihn zentralen „Fundamentals“ im Internet: Privatsphäre und Meinungsfreiheit.
„Früher hieß es ‚God knows everything‘, heute heißt es ‚Google knows everything‘“, erzählt Purgathofer. Privatsphäre sei ein soziales Konstrukt, das sich im Laufe der Zeit verändert habe. Das klassische Argument, man hätte „doch sowieso nichts zu verbergen“, lässt er nicht gelten. „Das Problem ist, dass wir Privatsphäre mittlerweile mit Verschleierung oder Geheimnis gleichsetzen.“ Wie Staaten und Unternehmen unsere Daten sammeln, erinnere an den „Prozess“ von Kafka. Die Institutionen würden Informationen nutzen, um Entscheidungen für Menschen zu treffen, aber sie gäben den Menschen keinen Einblick darüber, wie diese Informationen verwendet werden.
Laut Purgathofer wurde auch der Begriff der „Meinungsfreiheit“ durch den Einfluss moderner Technologie und Social Media einem Wandel unterzogen. Das Internet biete sehr vielen Menschen die Möglichkeit, von ihrer Redefreiheit Gebrauch zu machen. Allerdings würden Soziale Netzwerke einen Raum schaffen, in dem Menschen, denen früher aus gutem Grund nicht zugehört wurde, Hassnachrichten verbreiten können. Denn Facebook & Co fördern durch ihr Business-Modell zugespitzte Formulierungen und Fake News. Sie seien Maschinen, „die daran Geld verdienen mit Dreck zu werfen“.
Der Kampf um Grundrechte im digitalen Raum war auch Thema der internen Veranstaltung „Crypto Wars 2.0 – The attack on Fundamental Rights in Cyberspace“. Journalist Erich Möchel von orf.at sprach mit uns über End-to-End-Verschlüsselung und das Spannungsverhältnis zwischen Privatsphäre und Strafverfolgung. Die notwendige Technik für einen Überwachungsstaat existiere schon längst, so Möchel. „Der Widerstand der Zivilgesellschaft und der Wirtschaft sind aber noch zu groß“. Purgathofer sieht das ähnlich: „Sobald etwas technisch möglich ist, wird es auch umgesetzt. Wir sollten technologischen Fortschritt nicht verhindern, aber das Wichtigste ist, rechtzeitig eine Debatte darüber zu führen“.
von Jakob Pflügl