‚Von Frauenrechten und Religionen‘ oder ‚Wie das Wetter so will‘

Ursprünglich wäre heute, am 01.09., die traditionelle Sonnenaufgangswanderung des Club Alpbach Niederösterreich geplant gewesen. Denn auch wenn wir heuer nicht in Alpbach, sondern im schönen Puchberg am Schneeberg sind, gehört ein solches Highlight einfach dazu. Doch leider hat und das Wetter einen fetten Strich durch die Rechnung gemacht. Schon gestern stand fest, dass es aufgrund der Witterungsbedingungen nicht möglich sein wird komplett gefahrlos auf das Plateau des Schneebergs zu wandern. Daher begnügte man sich mit dem Nächstbesten: dem Spa- und Saunabereich des Hotel Schneeberghof. Dieser wurde an so einem Regentag ausgiebig in Anspruch genommen, um den vom täglichen Morgensport geschundenen Muskeln ein wenig Erholung zu gönnen. Ein kleines Indoor-Becken lädt zum Bahnen schwimmen ein und die verschiedenen Saunen heizen einem auch bei herbstlichen Außentemperaturen ordentlich ein. Doch vor der ersten Session bleibt nur wenig Zeit für ausgiebige Entspannung.

Um 12:30 Uhr veranstaltete der Club Alpbach Niederösterreich eine Life Session mit Mag. Dr. Irene Klissenbauer, Universitätsassistentin des Institutes für Systematische Theologie und Ethik, zum Thema Frauenrechte und Religionen. Auf den ersten Blick ein eher untypisches Thema für das von Politik und Wirtschaft geprägten Forum Alpbach. Doch für mich als angehende Sozialarbeiterin stellte die Session einen äußert spannenden Input dar. Der offizielle Teil, welcher in die Gesamtheit des diesjährig online stattfindenden Forum Alpbach gestreamt wurde, handelte vom Kampf der Frau um Gleichberechtigung, wie verschiedene Religionen die Rolle der Frau betrachten und auch wie die ‚Gender-Ideology‘ von manchen Gruppierungen instrumentalisiert wird um Aktivismus zu kontern.

Zum Ende des offiziellen Teils wurden sowohl den Stipendiat*innen vor Ort, als auch den online teilnehmenden Menschen, zwei verschiedene Positionen präsentiert.

Entweder: Religionen sollen Privatangelegenheiten werden und es soll ihnen nicht erlaubt sein den öffentlichen Diskurs zu beeinflussen. Also sollen religiöse Staaten reformiert und eine klare Trennung zwischen Staat und Religion hergestellt werden.

Oder: Liberale Positionen und religiöse Feminist*innen sollen gestärkt werden und religiöse Traditionen und Hierarchien sollen hinterfragt werden.

Frau Klissenbauer vertritt hierbei keine der beiden Positionen, sondern eine Mischung aus beidem. Man müsse eine strikte Trennung zwischen Staat und Religion einführen und gleichzeitig liberale und feministische Positionen stärken, um wirklich einen positiven Effekt für Frauen innerhalb der Religionen herbeiführen zu können.

Der zweite, eher inoffiziellere, Teil des Gesprächs ereignete sich abseits der Kameras, als Frau Klissenbauer den Stipendiat*innen noch zahlreiche weitere Fragen beantwortete. Auf meine Frage, wie man das Bild der Frau innerhalb der Religionen positiv fördern könne, meinte Frau Klissenbauer, dass erst der Unterricht über Religion und Ethik geändert werden müsse. Vor allem auch die Aufklärung bezüglich Interpretationen der verschiedenen religiösen Texte und vorhandener Übersetzungsfehler sei ein wichtiger Punkt. Weiters meinte sie, dass sich die einzelnen Religionen eher zurück als nach vorne entwickeln würden und sie dies als höchst problematisch sieht. Leider musste sie einen Zug erwischen, ansonsten wäre ein eigenes Kamingespräch mit ihr über dieses polarisierende Thema höchst spannend gewesen. Ich werde mich daher allgemein dafür einsetzen vermehrt solche sozial-politischen Sessions ins Forum Alpbach zu holen. Dazu hat mich auch das große Interesse meiner Mitstipendiat*innen zu diesen Themen inspiriert.

Einen Lichtblick gibt es aber am Ende des heutigen Tages dennoch: das Wetter sieht für morgen früh um einiges besser aus und einer Sonnenaufgangswanderung steht nun nichts mehr im Wege.

von Desiree Strutzenberger