Ein Tag in Alpbach zwischen Sport, Politik, Theater und Musik

Am 25.8. läuten die Wecker in der Unterkunft Neuhaus ungewöhnlich früh. Schon um 7.00 Uhr ertönt das erste Klingeln, doch die Schlummerfunktion schafft glücklicherweise Abhilfe und bietet uns noch ein paar wertvolle Minuten Schlaf. Schließlich waren viele von uns noch bis in die frühen Morgenstunden im Jakober, wie es in Alpbach Usus ist.

Heute beginnt der Tag nicht nur früh, sondern auch abenteuerlich. Wir treffen uns schon um 07.20 Uhr mit einem Teil des Teams von Accilium, einem unserer Sponsoren, um eine E-Bike Tour zu machen. Als dann alle mit Rad und Helm ausgestattet sind, geht es los. Das Wetter ist heute – wie fast an jedem Tag bis jetzt- auf unserer Seite. Bei strahlendem Sonnenschein geht es steil bergauf zur Bischofer Käsalm, wo uns nicht nur ein ausgiebiges Frühstück, sondern auch eine freundliche und urige Bewirtung erwartet. In ausgelassener Stimmung lernen wir bei traumhaftem Wetter und atemberaubenden Panoramablick über das Unternehmenskonzept von Accilium.

Doch es wäre nicht das Forum Alpbach, wenn wir uns nun einfach gemütlich ausruhen würden – das dichte Programm der Stipendiat*innen geht selbstverständlich weiter. Wieder unten angelangt (die Fahrt bergab war etwas abenteuerlicher als jene bergauf) geht es direkt in die Seminare. Für mich, die ich ein Seminar der RADA (Royal Academy of Dramatic Art) besuche, bedeutet das noch ein bisschen mehr Sport. Denn im Schauspielseminar heißt es nicht Schulbank-Drücken und Zuhören, sondern es erwartet mich vielmehr ein ausgiebiges Warm-Up mit Stimmübungen, Bewegungsspielen, Improvisation, Tanzen und Free-Writing.

Der neugierige, ambitionierte, kontaktfreudige und proaktive Flair in Alpbach hilft, den aufkommenden Müdigkeitsgefühlen entgegenzuwirken und sich auf das weitere Angebot an Events, Panels und Networking zu stürzen.

Am Nachmittag können wir unser Programm frei gestalten und haben angesichts des breitgefächerten Angebots an (leider oft) parallel stattfindenden Veranstaltungen die Qual der Wahl.

Ich entscheide mich für das Brown Bag Lunch mit dem Thema „Ökologisierung des Lebensmittelsystem”. Bei diesem Format wird – bei einem kleinen Mittagssnack- in kleiner Runde mit renommierten Expert*innen eine spezifische Frage diskutiert. Heute geht es um die Möglichkeiten und Grenzen von nachhaltiger Ernährung auf globaler Ebene. Mit einem Wissenschaftler der Universität Oxford und einem Journalisten sprechen wir über die Rolle der Lebensmittelindustrie im Klimawandel und diskutieren unterschiedliche Positionen in der Frage der Ernährung bei der Bekämpfung des Selbigen. Später geht die Diskussion mit einigen Teilnehmer*innen hitzig weiter. Hier wird nicht nur zugehört, sondern aktiv über nachhaltige Lösungen, Verbesserungen und alternative Handlungsweisen nachgedacht oder solche vorgeschlagen. Nicht umsonst heißt es, Alpbach sei das Dorf der Denker *innen.

Aber auch kulturell tut sich in Alpbach einiges. Am Abend erfahre ich, dass spontan ein Chor gegründet werden soll und die erste Chorprobe bereits in Kürze stattfinden würde. Spontan kommen singfreudige Menschen aus unterschiedlichen österreichischen Clubs, aus der Ukraine, aus Frankreich, Italien, Russland, China und den USA zusammen und wir überlegen uns ein Programm, das wir in wenigen Tagen einstudieren und aufführen können. Morgen soll der Klimastreik stattfinden – eine ideale Gelegenheit für einen ersten Auftritt mit Liedern, die inhaltlich im Zeichen der Klimakrise stehen.

Just ring the bells that still can ring
Forget your perfect offering
There is a crack in everything
That’s how the light gets in

So lauten die Worte einer der Songs, der am Klimastreik und später auch bei weiteren Auftritten den Schwung und den Nachdruck verdeutlicht, mit dem viele Teilnehmer*innen des Forum Alpbach aktiv an die hier diskutierten politischen, ökologischen und gesellschaftlichen Fragen herangehen.

Was für ein Tag!

von Nora Al-Awami