Die Seminarwoche ist seit einigen Tagen zu Ende. Nach einer kurzen Verschnaufpause ging es heute mit Voll-dampf -gas -strom (8 Elektroautos & 10 e-Mountainbikes testbar) in den zweiten Teil des Forums. Zwar sind viele der anwesenden Akteure dieselben (unter anderem beinahe 700 StipendiatInnen), doch macht sich der Wandel bemerkbar: Die Rate der Anzugträger stieg in den letzten Stunden ähnlich bemerkbar wie der Frauenanteil sank. In einem von Studierenden organisierten fireside talk wird dieses Phänomen unter dem Titel „Critical Thinking – Thinking Outside the Alpbach Box“ diskutiert: Fungieren wir vor allem als Bühnenbild, als das intellektuelle Dekor eines Netzwerktreffens einer einflussreichen Elite? Sind österreichische Führungsfiguren zu überrepräsentiert, um glaubhaft zu vermitteln, dass es im Programm primär um einen kritischen, inhaltlichen Diskurs, nicht um eine Medieninszenierung jener ginge? Welches Interesse haben unsere GeldgeberInnen, jungen Menschen ihren Aufenthalt hier zu finanzieren? Das sind zwar in meinen Augen wichtige Fragen; trotzdem würde ich die Situation nicht überdramatisieren. Jedenfalls kann man die „Anzugträger“ unter den TeilnehmerInnen ebenso wie alle anderen einfach nach ihrer Motivation fragen. Gelegenheiten gibt dazu es genug:

Positiver Nebeneffekt des zweiten Abschnitts des Forums sind nämlich die zahlreichen Abendempfänge, von denen wir heute das AIT-Gartenfest, die Presse-career-lounge sowie den Science-Austria-Empfang genießen konnten. Hier bietet sich die beste Gelegenheit, mit neuen Menschen ins Gespräch zu kommen, ohne mit Blick auf die Uhr bereits den nächsten zu besuchenden Vortrag im Hinterkopf zu haben. Die vielen exzellenten Gesprächsgelegenheiten fasst ein ehemaliger Teach-for-Austria-fellow folgendermaßen zusammen: „Mir taugt dieser Aspekt von Alpbach am meisten: Du gehst die Straße vom Kongresszentrum zum Jakober entlang, triffst dabei auf Herrn Dr. XY, den du nach fünfminütigem Gespräch nach seiner Visitenkarte fragst, nach langjähriger Erfahrung wohlwissentlich, dass ein weiterer Kontakt nie erfolgen werde. Aber es geht ja um die Unterhaltungen. Und die sind super in Alpbach!“

P.S.: Mehr als die zuvor zitierten kritischen Fragestellungen aus dem gestrigen fireside talk beschäftigt mich die Frage, ob und wie man auf sinnvolle Weise auch Nicht-Akademiker ins Forum integrieren könnte. Der impact factor „Europabegeisterung“ könnte so meiner Meinung nach erhöht, die positiven gesellschaftlichen Auswirkungen allgemein verstärkt – ganz im Sinne von diversity & resilience. Antworten bekommen wir vielleicht morgen im fireside talk mit Forum-Alpbach-Geschäftsführer Philippe Narval.

von Philipp Bohatschek