Der 25. August markierte eine wichtige Wende für das Europäische Forum Alpbach: den Beginn der politischen Gespräche. Sie wurden zwar bereits am 24. feierlich eröffnet, mit Ansprachen und Performances und großem Tamtam, doch erst heute war der Wandel wirklich spürbar. Alpbach macht ernst. Die Transformation war schon länger im Gange: Während der Seminarwoche war das „Dorf der Denker“ fast ausschließlich bewohnt von jungen Menschen aus aller Welt. Man sprach fast nur Englisch, die Stimmung war locker, man begrüßte alle zehn Schritte irgendjemanden, den oder die man am Vorabend im Jakober kennen gelernt hatte. Es fühlte sich an wie ein Festival. Mit Beginn der Gesundheits- und Technologiegespräche kamen immer mehr Anzüge dazu, immer mehr graue Haare. Die Stimmung schwingt von casual zu business, von international zu österreichisch. Und heute, mit Beginn der politischen Gespräche, scheint dieser Wandel abgeschlossen.
Der Tag begann gleich hochkarätig: Auf der Wiese über dem Konferenzzentrum fanden wir uns zum Kamingespräch ein, mit Bundespräsident Alexander Van der Bellen. Das Staatsoberhaupt war gut gelaunt, sprach gewohnt leise und bedacht, war aber sichtlich erfreut, von so vielen jungen Menschen umgeben zu sein. Generell scheint er eine hohe Meinung von der Jugend zu haben. Er verteidigte das Wahlrecht für 16-jährige, bedankte sich noch einmal bei der Fridays for Future-Bewegung, und unterstrich seine Unterstützung für Greta Thunberg, insbesondere im Angesicht der Welle von unqualifiziertem Unmut, der ihr von rechter Seite entgegenschwappt. Im Vergleich zu seiner flammenden Rede gestern wirkte er ein wenig abgeschlagen. Aber es war auch früh am Tage.
Direkt danach gings zu einem weiteren politischen Alpbach-Highlight: Ein Kamingespräch mit Bundeskanzlerin Brigitte Bierlein, organisiert vom Club NÖ. Ich persönlich nahm Frau Bierlein immer als reserviert wahr, hochprofessionell und etwas kalt. Doch ich wurde eines Besseren belehrt: Sie war offenherzig, gesprächig und scheinbar ehrlich entzückt, bei uns sein zu dürfen. Sie witzelte über ihre Louis Vitton – Tasche, die in österreichischen Gratiszeitungen zum Skandalthema hochgearbeitet worden war. Und sie dankte uns für unser Engagement und unsere Neugierde, doch ermahnte uns auch, unsere Verantwortung als Generation wahrzunehmen.
Ein spannender Tag. Ein politischer Tag. Ein Vorgeschmack auf den Rest des Forums. Der Seminar-Teil mag zwar zu Ende sein, doch dass es jetzt ans Eingemachte geht, ist auch eine Riesen-Chance. Eine Chance, mit jenen zu sprechen, die die Geschicke Österreichs lenken werden. Eine Chance, Einblick zu gewinnen in die versteckten Zahnräder der Staats-Maschine. Eine Chance, die ich – das verspreche ich mir selbst – wahrnehmen werde.
von Magdalena Strauch