Die Uhr schlug nach Mitternacht und, in gewohnter Alpbach-Manier, konnte man noch niemanden im Bett vorfinden. Die Lobby inklusive Bar des Schneeberghofs entwickelte sich über die vergangenen Tage und Nächte zur viel frequentierten Versammlungsstätte. Hier werden regelmäßig Post-Frühstück Arbeitssessions eingelegt, Vor-, Zwischen und Nachbereitung von Talks abgehalten, die lang-erwartete Nachmittagsjause zu sich genommen, hitzige Billardturniere veranstaltet, scheinend-apathische, jedoch still-begeisterte Runden fast-unlösbarer Kugelrätsel organisiert und natürlich spät-abendliche Diskussionen über die bewegenden Ereignisse des Tages zelebriert.
So also auch in dieser Nacht. Nachdem der Trubel des beendeten Wiederkehrerwochendendes sich langsam legte, fand sich nur noch die Stipendiatengruppe bei der Bar wieder. Es wurde diskutiert über dies und das. Eigentlich wirkte der Abend nicht spezifisch spektakulärer, als es die anderen gewesen waren.
Jedoch hatte sich etwas geändert. Fast selbst überrascht waren wir über die neu „gewonnene“ Intimität, als wir uns auf einmal umsahen und nur noch eine Gruppe von ca. zehn Personen vorfanden – statt den knapp 60 am Tag davor. Sogar die Betreuer, die uns in der Partyausdauer mindestens immer gleichauf gewesen waren, waren nicht mehr zu sehen. Vor dem Wochenende konnte man eine gewisse Berührungsangst nicht abstreiten.
Doch auf einmal wurde einander aufgezogen, gelacht, gestichelt. Persönliche Geschichten wurden erzählt und „dunkle“ Vergangenheiten aufgedeckt. Gemeinsamkeiten wurden gefunden. Aber auch Sorgen geteilt, Unsicherheiten, Bedenken. Über Fragen der Identität philosophiert. Wie stehen wir zu unserer Herkunft, unserem Bundesland, in einer immer globalisierteren und vernetzteren Welt? Der Austausch, der daraus entsteht, bestärkte nicht nur den internationalen Weitblick, sondern auch ein wohliges Lokalitätsgefühl – selten fühlte ich mich so bestätigt in meinen beiden, oft gefühlt aufeinandertreffenden Rollen als Weltenbürgerin und als stolze Niederösterreicherin.
Ganz plötzlich kam der Punkt, an dem wir aus einer Gruppe von bunt zusammengewürfelten Stipendiaten zu einer Gruppe an Freunden wurden. Und da hatte sich für mich endgültig bestätigt: Der wahre Zauber des Forum Alpbachs sind nicht die Talks, die Location oder die Partys – sondern die Gespräche, die Verbindungen und die Freundschaften mit anderen jungen, interessierten, begeisterten Menschen, die in vielen Bereichen so unterschiedlich, aber doch so sehr auch so gleich sind wie man selbst. Und die findet man beim EFA, unabhängig, ob in Alpbach oder in Puchberg.
von Clara Mrkos