„Have you come to sign up?“ Jetzt ist es wirklich zu spät. Obwohl ich erst meinen Kopf durch die Türe gesteckt habe, kann ich nicht mehr zurück. Mittwoch 9:00. Ich bin gekommen um mich für das Theater-Seminar „Why is it called a play?“ anzumelden, das von Studierenden der Royal Academy of Dramatic Arts in London gestaltet wird.
Eine Stunde später stehe ich in einem Kreis von vor einer Stunde noch unbekannten Mitmenschen. Wir spielen Spiele, lernen unsere Namen und unsere Geschichten, erfundene und wahre. Die Gruppe ist sehr harmonisch und es entsteht unter der enthusiastischen Leitung der beiden Schauspielstudenten bald eine entspannte Atmosphäre, in der viel gelacht wird und in der das Improvisieren leicht fällt.

Das Stehen neben bislang Unbekannten wird in Alpbach als eigene Disziplin geübt. Smalltalk machen oder gleich eine unkonventionelle Frage stellen?
Im Werkraum der Alpbacher Volksschule lernen wir einander kennen. Wir nähern uns aneinander an, wir werfen uns Bälle zu und rennen durch die Wiese. Das klingt fast harmlos, aber das Kennenlernen ist etwas, das hier in Alpbach andauernd geschieht. Es geht darum, präsent zu sein, da zu sein auch wenn es früh am Tage ist und gestern vielleicht später geworden (nicht einfach für einen Abendmenschen wie mich). Mit wem habe ich es zu tun? Wie heißt Du? Was machst Du und was treibt Dich um?

Diese Fragen prägen das Theater-Seminar und sie prägen auch de Umgang hier in Alpbach, wo so viele Menschen zusammentreffen. Es geht darum, sich auf einander einzulassen und von einander zu lernen. Eine ganz andere Perspektive einzunehmen, um etwas über den eigenen Blickwinkel zu erfahren. Aus sich herauszugehen und dann bereichert zurückzukommen. Es geht aber auch darum, anderen und sich selbst Raum zu geben. Bereichert und beschwingt gehe ich aus dem Theater-Werkraum hinaus und in den Alpbacher Spar, eines der geheimen Herzen des Forums. Als ich in der Schlange stehe um Ovomaltine zu kaufen gerate ich völlig unvermittelt mit einem Studenten aus New York in ein Gespräch über mein Forschungsthema, ich höre zu und stelle Fragen und ich lerne selber noch etwas. Ich spiele mit, wir spielen uns den Ball zu. Und ich weiß: Es wird so weitergehen. Ein gutes Gefühl.

von Marlene Deibl