Stimmen aus Alpbach

Während der Zeit in Alpbach wurde immer wieder der „spirit of Alpbach“ beschworen. Bei diesem Geist handelt es sich nicht – in erster Linie um den lokalen Rübenschnaps Krautinger, der schon seit Maria Theresias Zeiten nur in der Region gebrannt werden darf. Es handelt sich vielmehr um die ganz spezielle Mischung aus akademischer, politischer und ökonomischer Welt, die sich hier im schönsten und im besten Sinne provinziellen Rahmen der sich denken lässt, trifft. Gewisse Parallelen lassen sich zwischen dem „spirit of Alpbach“ und dem Krautinger allerdings schon ziehen. Beide sind erst einmal gewöhnungsbedürftig. Der Krautinger riecht wie eine Mischung aus nicht mehr ganz frischem Abflussrohr und ganz frischen Schwammerln. Alpbach zur sommerlichen Zeit des Forums sieht auch ohne vorherigen Krautingerkonsum aus wie eine alpine Postkarte, die von vielen recht gut gekleideten und oft jungen Menschen bevölkert ist. In beiden Fällen denkt sich die von weit her Angereiste zunächst einmal, „Da stimmt doch irgendwas nicht!“ Trotzdem, man gewöhnt sich sehr schnell daran, und nach dem zweiten Stamperl oder dem dritten Tag findet man einigen Gefallen und Wert an beidem.

Allerdings, es bleibt ein seltsamer Geschmack: Der Krautinger darf nicht außerhalb der Wildschönau gebrannt werden und das Forum Alpbach ist auf seine eigene, sehr bedacht und konstruktive Art und Weise ein Blase, in der es sehr leicht fällt zu glauben, die Probleme der Welt und des Geistes seien ohnehin auf dem Weg der Lösung, weil alle Menschen guten Willens zusammen daran arbeiten. Es ist mir und einigen Freunden aus dem Club Alpbach Steiermark aber aufgefallen, dass trotz des Umstands, dass immer wieder während des Forums die Bedeutung von lokalen Strukturen und der Peripherie deutlich gemacht wurde, kaum Kontakt zwischen dem Forum und den Einwohner/innen Alpbachs besteht. Das wollten wir beleuchten, und so haben wir heute am 1. September ein Kamingespräch mit dem Pfarrer des Ortes, Franz Bachmaier, Karin Duftner, der Böglerhofwirtin a.D., Elisabeth Senn, Permakulturbäurin und Christiane Sterrer, die Alpbacherin und Zoologin ist. Besonders der Club Alpbach Steiermark und einige Mitglieder des niederösterreichischen Clubs waren im Dorfcafé vertreten, die Runde war sehr engagiert, in einen Dialog mit den Gästen zu treten. Die engagierten Bewohnerinnen äußerten sich kritisch und lobend zu den Angelegenheiten des Forums. Besonders erfreulich war, dass sie auch Anregungen und Fragen an uns, die Teilnehmer/innen des Forums zurückgaben, und das keineswegs unkritisch! Als Fazit steht fest: Die Suche nach einem guten gemeinsamen Leben ist nicht auf einen Ort oder eine Veranstaltung beschränkt. Sie geht uns alle gemeinschaftlich an, stets und überall.

von Marlene Deibl